CDU-Kreisverband Prignitz

CORONA-MANAGEMENT IM KREUZFEUER

Schülerrat übt massive Kritik

Wenn sich der Brandenburger Landesschülerrat öffentlich äußert, geschieht das meist über das Potsdamer Bildungsministerium. Die dortige Pressestelle verschickt die Pressemitteilungen des von den Schülern im ganzen Land gewählten Gremiums. So war das auch am Montag. Doch der Text, der um kurz vor neun Uhr morgens in die Postfächer der Journalisten flatterte, hatte es in sich: Denn nach diversen Lehrerverbänden kritisieren nun auch die Schüler der Brandenburger Schulen das Verhalten von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) in der Corona-Pandemie – und ließen die eigene Pressestelle der Ministerin die Kritik verbreiten.
Präsenzpflicht kurzfristig ausgesetzt
Scharfe Kritik äußerte der Landesschülerrat etwa an der Aussetzung der Präsenzpflicht an Brandenburgs Schulen, die vom Ministerium erst an einem späten Sonntag abend, nämlich am 21. März, kommuniziert worden war. „Da ein rasantes Ansteigen der derzeitigen Infektionszahlen, auch in Brandenburg, nicht erst seit letztem Wochenende bekannt war, hätte die jetzt ad hoc gefällte Entscheidung bereits ab Beginn der letzten Woche vorbereitet und diskutiert werden können und müssen“, heißt es in der Pressemitteilung, die der Vorsitzende des Landesschülerrats, der Falkenseer Gesamtschüler Ben Berger, unterzeichnete. „Eine so kurzfristige Entscheidung, obwohl die Entwicklung der Fallzahlen lange absehbar war, lässt sich daher nicht nachvollziehen.“

Zu wenige Tests an Schulen Deutliche
Kritik äußerten die Schülervertreter auch an der späten Bereitstellung der Testmaterialien an den Schulen. Tests wurden erst später als vorgesehen an die Schulen ausgeliefert, so dass eine planmäßige Austeilung an alle Beteiligten nicht möglich war. „Schulen wurden für den Wechselunterricht geöffnet, obwohl zu diesem Zeitpunkt Tests für alle Beteiligten noch nicht gesichert zur Verfügung standen“, erklärte der Landesschülerrat. „Eine große Voraussetzung für das Öffnen von Schulen hätte allerdings dieser Aspekt sein müssen.“ Ähnliche Kritik hatte in der Vorwoche bereits die Landtagsfraktion der Linken geäußert.

Wie Berger auf Nachfrage dieser Zeitung äußerte, sei der Landesschülerrat mit Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) durchaus im Gespräch. „Wir hoffen, dass das Ministerium endlich einen Handlungsplan vorlegt, aus dem hervorgeht, ab und bis zu welchen Werten Öffnungen geplant sind.“ Bisher würden Entscheidungen stets vom Einzelfall abhängig gemacht. „Wenn wir nachfragen, kommt immer nur die Aussage, dass eine Pandemie nicht planbar sei“, sagte Berger. „Aber man kann doch zumindest entscheiden, bis zu welchem Inzidenzwert die Schulen offen bleiben sollten.“

Politik will mit Schülern sprechen
Die Pressesprecherin des Potsdamer Bildungsministeriums, Ulrike Grönefeld, erklärte auf Nachfrage dieser Zeitung, das Ministerium sei mit dem Landesschülerrat permanent im Gespräch. In den Tagen nach Ostern sei ein Gesprächstermin vereinbart worden, bei dem man dann auch über die Kritik sprechen wolle.

Der bildungspolitische Sprecher der Brandenburger CDU, der Prignitzer Gordon Hoffmann, verwies auf Nachfrage unserer Zeitung darauf, dass die Kritik des Schülerrates vor allem Dinge betreffe, die man schon in der Vorwoche im Plenum diskutiert habe. Teilweise lägen die kritisierten Punkte noch weiter zurück. Zudem habe es in der Frage der Beschaffung der Tests unterschiedliche Sichtweisen gegeben. Die Entscheidung zur Aussetzung der Präsenzpflicht sei zu kurzfristig gewesen. „Ich verstehe den Wunsch nach langfristiger Planbarkeit, das ist aber in der Pandemie nicht immer möglich“, sagte Hoffmann. „Trotzdem ist gut, dass wir uns in der zweiten Ferienwoche zusammensetzen, um die Probleme gemeinsam anzusprechen.“



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