CDU-Kreisverband Prignitz

Fast 500 Lehrer fehlen zum neuen Schuljahr

Bildungsministerium kündigt als Folge weniger Wahlpflichtfächer und größere Lerngruppen an

In Brandenburgs Schulen fehlen zu Beginn des neuen Schuljahres noch rund 460 Lehrer. Das musste Bildungsminister Steffen Freiberg am Donnerstag während der Pressekonferenz zum Unterrichtsbeginn in Potsdam einräumen. Insgesamt habe man zum Schuljahr 2023/2024 1900 Vollzeitstellen neu besetzen müssen. „Mit 1380 unbefriste- ten Einstellungen konnten wir aber nur 1308 Vollzeitstellen besetzen, für 130 Stellen gibt es verbindliche Zusagen“, sagte Freiberg.
Unter den 1380 unbefristeten Einstellungen befinden sich auch 490 Seiteneinsteiger. Das entspricht einer Quote von 36,6 Prozent. Freiberg zeigte sich zudem zuversichtlich, dass bis zum Schulanfang noch weitere Einstellungen vorgenommen werden könnten. Dennoch wird der Lehrermangel im kommenden Schuljahr für Schüler, Eltern und Lehrer spürbar sein. „Der Unterricht, die Stundentafel, ist an allen 744 Schulen gesichert“, sagt Freiberg. Mehr aber auch nicht: So könne es sein, dass im Wahlpflichtbereich an manchen Schulen manches Fach nicht angboten werden kann. Auch könne es passieren, dass Lerngruppen zusammengelegt werden müssten, um Lehrer einzusparen. „Es kommt immer darauf an, welche Lehrkraft man für den Pflichtunterricht braucht, die ansonsten in diesen Angeboten eingesetzt wird“, sagte Freiberg. Im Unterschied zu früheren Schuljahren gab es am Donnerstag auch keine Hitliste von Fächern mehr, in denen ein besonders starker Lehrermangel herrscht: „Mittlerweile fehlen die Lehrer in allen Fächern“, sagte die Leiterin der Schulabteilung im Bildungsministerium, Regina Schäfer.

Geographisch seien besonders Oberschulen im Bereich des Schulamtes Frankfurt (Oder), also auch Schulen in der Uckermark, betroffen. „Die Personalsituation an den Schulen ist die größte Herausforderung seit langem“, sagte Freiberg.

Gegenmaßnahmen konnte Minister Freiberg am Donnerstag nur wenige verkünden. Und die meisten davon haben eine eher langfristige Wirkung: So soll in Neuruppin ein neues Studienseminar für die Ausbildung von Referendaren entstehen. „Das ist keine Wunschvorstellung mehr, das ist ein Indikativ“, sagte Freiberg.

Man verhandele bereits mit einem Vermieter und befinde sich in intensiven Absprachen mit der Stadt Neuruppin. „Es ist davon auszugehen, dass Lehrkräfte, die dort ihre Ausbildung absolvieren, dann auch in der Region bleiben.“
Zudem soll es in Zusammenarbeit mit der Potsdamer Fachhochschule für Sport und Management ein berufsbegleitendes Sportlehrerstudium für Seiteneinsteiger geben. Ihnen soll nach 18-monatiger Zusatzqualifizierung die Verbeamtung angeboten werden.

Zudem soll die Zahl der FSJ-Stellen und der Plätze des Landlehrerstipendiums erhöht werden. Lehrkräften, die nur als Vertretungslehrer eingestellt wurden, soll eine unbefristete Anstellung angeboten werden. Das im Rahmen des „Aufholen nach Corona“ geschaffene, eigene Budget für Schulen soll ab dem 1. Februar 2024 wieder eingeführt werden.

Der Prignitzer CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann erklärte, die Zahl der eingestellten Lehrer für das neue Schuljahr könne nicht zufriedenstellen. „Eltern, Kinder und Lehrer müssen sich darauf verlassen können, dass der Staat funktioniert und dass alles Mögliche in Bewegung gesetzt wird, wenn es um die Zukunft unserer Kinder geht“, so Hoffmann. „Jetzt hilft kein „Augen zu und durch“ und auf Effekte aus den mittel- bis langfristigen Maßnahmen zu warten.“
Der CDU-Politiker plädierte erneut für eine Verlängerung der Lehrerarbeitszeit um eine Stunde, was von Freiberg noch während der Pressekonferenz abgelehnt worden war.

Brandenburgs nicht im Landtag vertretene FDP forderte, die Ausbildungszahlen an den Universitäten auszuweiten. Das Lehramtsstudium müsse dual und praxisnah gestaltet werden, sagte Bildungspolitiker Jeff Staudacher. „Die Landesregierung muss der Bildungspolitik endlich einen höheren Stellenwert einräumen.“



Quelle: https://mein.svz.de/epaper